Am 23. August 1521 unterzeichnete Jakob Fugger die Stiftungsurkunde für seine später „Fuggerei“ genannte Wohnsiedlung. Stiftungen galten zu dieser Zeit als wertvolle christliche Tat. Sie konnten nach allgemeiner Überzeugung den Stiftern die zeitlichen Sündenstrafen verkürzen, die man im Fegefeuer erwartete. Wie die meisten seiner Zeitgenossen verstand sich Jakob Fugger zudem als Werkzeug der göttlichen Bestimmung. Auf einer Tafel von 1519 in der Fuggerei ist daher als Beweggrund für die Stiftungen Jakobs und seiner Brüder genannt, „ihr vom allerhöchsten und gütigen Gott empfangenes Vermögen diesem wieder zu erstatten“.
Stiftungen hoben das Ansehen der Stifterfamilie, eine Motivation, die sicher auch Jakob Fugger hatte. So errichtete er seine Stiftungen ausdrücklich auch im Namen seiner bereits verstorbenen Brüder Georg und Ulrich. Jakob sicherte damit das Andenken für die gesamte Familie.
Jakob Fugger war als Augsburger Bürger Teil der Stadtgemeinde: ein Gleicher unter Gleichen, der mit seinen Mitbürgern genossenschaftlich verbunden war. Es galt als Pflicht, sich umeinander zu kümmern. Jakob Fugger ging es mit der Fuggerei- Stiftung auch darum, Verantwortung wahrzunehmen und Bürgergenossen in Not zu helfen.
Neben kirchlichen Stiftungen etwa für Kapellen oder Messen waren auch Stiftungen zugunsten armer Mitbürger üblich. Allerdings beschränkten sie sich oft auf die Unterstützung von 12 oder 13 (orientiert an der Anzahl der Apostel) armen, meist alten oder kranken Einzelpersonen. Diese erhielten etwa in Spitalstiftungen ein Dach über dem Kopf und führten eine Art klösterliches Leben mit vielen Gebetsauflagen zugunsten des Stifters. Davon unterschied sich die Fuggerei-Stiftung fundamental: ihr Konzept war auf eine arbeitende Bewohnerschaft ausgerichtet, die nur wenig Zeit für die Gebete aufbringen sollte. Sie bot Platz für sehr viele Familien und war auf eine individuelle Lebensführung der Bewohner statt auf die in den Armenspitälern übliche Gemeinschaft ausgerichtet. Auch die Großzügigkeit der Siedlungsanlage und ihre Bauqualität waren damals einzigartig. Dies alles deutet auch auf eine weitere, sehr persönliche Motivation Jakob Fuggers hin: Er wollte gestalten. Er ahmte nicht nach, sondern entwickelte mit der Fuggerei aus bestehenden Vorbildern etwas Neues, das Maßstäbe setzte.