Augsburg, 23.08.2021 – Die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt, feiert heute im Kreis ihrer Bewohner und gemeinsam mit hochkarätigen Gästen aus Politik, Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur ihr 500-jähriges Jubiläum. Im Rahmen der Feierlichkeiten, bei denen auch der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder anwesend ist, wird das einzigartige stifterische Werk von Jakob Fugger gewürdigt und eine Brücke in die Zukunft geschlagen. Erstmals werden Ideen für „Fuggereien der Zukunft“ in Litauen und Sierra Leone vorgestellt. Hier soll angelehnt an das Original in Augsburg Wohn- und Lebensraum für bedürftige und ältere Menschen entstehen.
Der Kaufmann Jakob Fugger hob mit seiner Unterschrift unter die Gründungsurkunde am 23. August 1521 die Fuggerschen Stiftungen aus der Taufe. Damit legte er den Grundstein für die älteste Sozialsiedlung der Welt. Bis heute bietet die Fuggerei bedürftigen Menschen ein zu Hause, Gemeinschaftsgefühl und Hilfe zur Selbsthilfe. Tausendenden Menschen ermöglichte dies über die Jahrhunderte ein würdevolles Leben – und das bei einer gleichbleibenden Jahresmiete von einem Gulden (heute 0,88 Euro Cent). Alles auf Ewigkeit stabil finanziert mit nachhaltigen Erträgen aus der Forstwirtschaft, Eintrittsgeldern und Spenden.
Gerade heute, in Zeiten von Wohnraumknappheit, Klimakrise, Vereinsamung und sozialer Ungleichheit liegt im nachhaltigkeitsorientierten Konzept der Fuggerei eine Antwort auf die großen sozialen und ökologischen Fragen der Zeit. In der Steintafel über einem Tor der Fuggerei steht geschrieben, dass Jakob Fugger die Fuggerei seinerzeit in exemplum gestiftet hat, um so Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit zu bieten, sich dem Stiftungsgedanken der Fuggerei anzuschließen. Aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums greifen die Fuggerschen Stiftungen diesen Gedanken auf und geben am 23. August 2021 im Rahmen der Jubiläumsfeier den Startschuss für einen mehrmonatigen Ideen- und Kreativprozess.
In Kooperation mit dem renommierten internationalen Städte- und Architekturbüro MVRDV und weiteren Stimmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kultur geht es auf Spurensuche nach den Fuggereien der Zukunft. Die Ergebnisse dieser Gespräche werden ab dem 6. Mai 2022 im Rahmen eines fünfwöchigen internationalen Programmfestivals in einem Pavillon vor dem Augsburger Rathaus präsentiert. Der Pavillon, entworfen von MVRDV, greift gestalterische Elemente der historischen Fuggerei auf und katapultiert sie dynamisch-geschwungen in die Zukunft. Mit einer Tribüne und einem Aussichtspunkt – alles erbaut aus Hölzern aus den Fuggerschen Stiftungswäldern.
Der Fuggerei Gedanke strahlt in die Welt. Schon heute bekunden Partnerinnen und Partner aus Litauen und Sierra Leone ihre Absicht, Wohn- und Lebensraum in ihren Ländern nach dem Augsburger Vorbild zu schaffen. Der "Fuggerei-Code" dient den Neugründungen dabei als Maßstab und Qualitätsmerkmal. Er fasst die Einzigartigkeit der Fuggerei in Kürze zusammen: „Dieser Ort ist ein kuratierter Lebensraum für die Ewigkeit. Für eine minimale spirituelle und monetäre Gegenleistung ermächtigt die Stiftung Bedürftige aus der Region, ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen.“